Lichtmaschine, Keilriemen und Lüfter

Nach etlichen Betriebsstunden war deutlicher Verschleiß am Keilriemen unseres RS09 zu erkennen, den ich noch nie gewechselt hatte. Da der Riemen neben der Lichtmaschine ja auch den Lüfter antreibt, ist er für den Motor „lebenswichtig“.
Das so eine Gebläsekühlung jede Menge Schmutz anzieht war mir klar, aber diese Menge an klebrigem Belag hatte ich nicht erwartet. Ich sah mich daher gezwungen, alles zu demontieren und zu reinigen. Man sollte übrigens keine Angst davor haben und die Lichtmaschine gleich mit überholen.

 nicht vergessen

die Schraube vorher lösen

Hier im Bild die Lichtmaschine: der Pfeil zeigt auf die Schraube, die man vor der demontage ein…zwei Umdrehungen lösen muss, wenn man an die Platte mit den Elektrokohlen will oder/und den Rotor ausbauen. Dies ist wiederum notwendig, wenn man an die Lager muß. Zur Demontage muss man neben der Schraube im Klemmbrett die beiden Senkkopfschrauben im vorderen Lagerschild herausdrehen und die beiden Muttern der Spannstäbe lösen. Die nächsten Bilder zeigen die demontierte LiMa. Bei meiner war das Lager auf der Seite, wo die Riemenscheibe sitzt, (fast) trocken. Wieder ein Indiz dafür, das man den Zustand der LiMa nicht auf die leiche Schulter nehmen sollte.

Zum reinigen verwendet man am besten einen einfachen Lappen, den man mit ein wenig Benzin tränkt. FINGER WEG VOM SANDPAPIER!!!!! Es gibt ja immer noch den weit verbreiteten Irrtum, das man den Kommutator mit Sandpapier reinigen kann. Das ist falsch!!! Das Sandpapier rauht das Kupfer auf- das führt zu einem starken Verschleiß der Kohlen und zu Abbranderscheinungen am Kommutator. Es läßt sich nur zu Reparaturen verwenden- und dies auch nur mit den beschriebenen Nebenwirkungen.

die Rotorwelle

der Rotor mit Kommutator

Der Rote Pfeil zeigt auf den Kommutator, der gern fälschlich auch als Kollektor bezeichnet wird.
Auch den Rotor selbst sollte man nicht mit Sandpapier „pflegen“. Sollte wirklich ein wenig Rost am Wickelkörper sein, ist dies ein Zeichen langen Stillstandes. Einfach den Rost mit ein wenig Schmierfett einreiben und dann mit einem Stück Holz grob entfernen, Wer möchte kann am Kommutator die Polspalten (die Ritzen zwischen den Kupferplättchen) mit einem Steichholz leicht auskratzen. NIEMALS einen Schraubendreher verwenden, er könnte die Plättchen lösen oder beschädigen. Vorsicht auch mit der Wicklung, der Kupferdraht besitzt nur eine Lackschicht als Isolierung. Kratzer vermeiden.
Dann baut man den ganzen Kram einfach wieder zusammen.

Als letztes dann den Keilriemen montieren. Man muss ihn übrigens nicht „bis ultimo“ spannen, da die Kräfte, die er zu übertragen hat, relatv gering sind. Zum Keilriemen selbst: SPZ 1037 ist für diese Ausführung Motor der Richtige. Allerdings habe ich einen XPZ 1037 bestellt- da die obere Riemenscheibe einen relativ kleinen Durchmesser hat.
Aussenlänge 1050mm, Wirklänge 1037mm. Der Unterschied zwischen XPZ und SPZ besteht äusserlich darin, das die XPZ- Riemen an der Unterseite viele kleine Dehnungskerben hat, damit also für Riemenscheiben mit kleinem Durchmesser besser geeignet ist. Den Riemen bekommt man günstig im Internet.
Als allerletztes dann die Schutzabdeckungen wieder montieren und den oberen Deckel wieder anbauen.

OBD Codes- und nur ein Dieselfilter

Wenn man sich ein gebrauchtes Auto kauft, erwirbt man immer eine große Unbekannte. Wie hat es der Vorbesitzer mit der Wartung gehalten? Was wurde unter den Teppich gekehrt???
Wenn dann nach 5000 Km unter bestimmten Betriebsbedingungen die gelbe Lampe der Motorkontrolle aufleuchtet und die Bordelektronik ein „Piep“ von sich gibt, hat man vor der nächsten Rechnung Angst. Immer wenn der Motor meines Berlingo (1,6Hdi -> 3001/ AFH) Drehzahlen bringen sollte, kam dieses „Piep“ und besagte gelbe Lampe. Nach 4 mal fahren ohne Fehler, verschwand das Lämpchen wieder. Als ich neulich einen Schreibtisch nach Berlin bringen mußte, ging nicht nur die Lampe an, nein auch der Motor aus… Es half nur, die Zündung aus und wieder an zu machen, um weiter zu kommen. Auf Motorbremsungen reagierte das Gefährt genauso- „Lampe an“ „piep“ und dann Maschine aus. Höchste Eisenbahn mal in einer Werkstatt vorbei zu fahren um sich den Tod des Turboladers oder der Einspritzpumpe bescheinigen zu lassen.

sieht teuer aus

schön ist anders…

Der Mann in der freien Werkstatt war anständig: er erklärte mir, das er die Markenspezifischen Testgeräte / -Programme nicht habe, diese hätten nur Vertragswerkstätten… Ich habe mir dann aber die Mühe gemacht im Internet nachzusehen… Auf OBD-codes.com fand ich dann genaueres. Allerdings in englisch. Der Fehler P1113 ist Herstellerspezifisch- alle Codes die mit P1xxx beginnen sind Markenabhängig. Ich konnte mir daher die Erklärung nur aus mehreren Forenbeiträgen und Webseiten „zusammenreimen“ Für die hier gemachten Angaben/ Übersetzungen übernehme ich weder Garantie noch Haftung, da sie aus Quellen stammen, die ich nicht überprüfen kann…

 

P0087: Rail/ Systemdruck zu gering
Symptome:
– Motorkontrolle „ein“
– wenn mehr als ein Fehlercode dann Luftsensorproblem möglich, zu wenig Luft oder Sensor falsch codiert/ programmiert (Fehlanpassung)
-unruhiger Lauf, Fehlzündungen, Verlust an Beschleunigung und Kraft tritt vermehrt auf, wenn mehr Kraftstoff benötigt wird

Ursachen:
-schlechte Kraftstoffpumpe
-verstopfte Filter/ Siebe
-falsch eingestelltes Kraftstoffmaximum
-defekter Kraftstoffdrucksensor

P0093: großes Leck im Kraftstoffsystem (Druckabfall im Hochdruckbereich)

Symptome:
-Motorkontrolle „ein“
-Leistungsabfall
-nach 1Minute Motor „Stop“

Ursachen:
– Injektorfehler (Düse)
– Common Rail Leckgage
– Kraftstoffdrucksensor defekt
– Kraftstoff-/Einspritzpumpenfehler
– Kraftstoffheizung konstant an
– Kraftstofftemperatursensor defekt
– Leck im Hochdrucksystem
– Korrosion an Sensorstecker(n)/ elektronischen Komponenten
– Fehlfunktion in der Kraftstoffdruckreglung
– Leck an/ in der Einspritzpumpe
– Stellmotorfehler in der Reglung (klemmt?)
– ECM Fehler

Achtung! Unbedingt prüfen, ob Diesel im Motoröl ist, um interne Lecks auszuschließen.

P1113: IAT Sensor offen/ Kurzschluss

Einlassluft Sensor offen (kein Kontakt) oder Kurzschluss (Werteanomalie)

Die vom Sensor übermittelten Werte sind nicht plausibel

 

Schweren Herzens machte ich mich also auf den Weg in die Vertragswerkstatt…
Resümee:
Die für 60000 km Laufleistung konzipierte Filtereinheit war nach über 130000 gefahrenen Kilometern dicht.
Sie hatten die Einheit vorrätig und auch noch den anderen Kraftstoffilter- NUR 90 Euro.

Erklärung: der Druckabfall in der Kraftstoffzufuhr wurde durch Luftblasen verursacht, die Werteanomalie am Luftsensor durch eine Motorbremsung. Wer Erfahrungen mit alten Dieselmotoren hat, weiß: wenn der Filter zu ist holt sich der Motor Luft- egal wie dicht die Kraftstoffanlage ist… Durch die Luftblasen gab es dann natürlich einen großen Druckabfall  in der Einspritzanlage, die das On Board Diagnosegerät als Leck in der Kraftstoffanlage interpretierte und die Motor dann abschaltete.
Jetzt rennt er wieder, bei der Maschine bin ich jedoch vorsichtig- der Turbolader ist durch ein Sieb in der Ölzuleitung schnell mal überhitzt…

 

Ausgekuppelt

Nun ist bald Herbstfest und ich hab den Motor jetzt erst eingebaut. Warum? Jede Menge Probleme, dazwischen der Urlaub und der tägliche Kampf mit den ganz normalen Dingen.
Mein Hauptproblem lag darin, das der Motor einfach nicht mehr an das Getriebe wollte. Ich habe mir jedoch zu helfen gewusst und die Hindernisse nach und nach überwunden.

1. Vernünftige Auflage schaffen
Wie im folgenden Bild zu sehen, habe ich mir aus Holz einen Bock gebaut, auf dem der Motor gut steht. Die richtige Höhe zum Ansetzen bekommt er durch den Hubwagen.

Not macht erfinderisch

mein Motormontagebock

Wichtig ist, den oberen Teil, auf dem die Maschine ruht, steif genug zu bauen, sonst arbeitet der Bock zu sehr in sich.

2. Kupplung zentrieren
Was bei PKW’s noch relativ einfach ist, kann bei Traktoren und ähnlicher Landtechnik zur Katastrophe werden: das Zentrieren der Kupplung. Während man beim PKW nur eine Welle hat, besitzen Traktoren meist eine sogenannte Königswelle- eine Welle in der Welle. Die Äußere ist dabei für die Fahrkupplung und die innere für die Zapfwelle. Das ist Notwendig, um auch wenn das Fahrzeug steht Anbaugeräte betreiben zu können. Als Beispiel sei hier nur eine Wasserpumpe für’s Vieh erwähnt.
Das heißt im Klartext, man hat 2 Wellen, die ineinander greifen müssen.

statt Zentrierdorn: Schrauben

8 Schrauben M6

Durch einen glücklichen Zufall stellte ich fest, das man ganz normale 6mm Schrauben zwischen die Kupplungsscheibe und den Zapfwellenantrieb klemmen kann- und schon ist die Scheibe 100%tig zentriert. WICHTIG: die Schrauben erst entfernen, wenn man den Kupplungsautomaten wieder festgeschraubt hat. Ansonsten kann es passieren, das sich die Scheibe einen Milimeter verschiebt- dann „darf“ man noch einmal….
3. Automat einstellen/ kontrollieren
Wenn man das fertig hat, ist es wichtig, die Einstellung des Kupplungsautomaten zu prüfen. Die Finger müssen 3,3 bis 3,6 cm Abstand zum Boden haben. Ist der Abstand größer, wird nicht eingekuppelt, ist der Abstand zu klein, wird nicht sauber ausgekuppelt. AUFPASSEN: die 3 Finger müssen alle exakt den gleichen Abstand zur Kupplungsscheibe haben, sonst wird die Kupplung schräg ausgerückt, was zu einem Versagen und einem starken Verschleiß der an allen Teilen führt.

Getriebeseite

hier muss die Kupplung exakt passen

4. abschließende Arbeiten
Vor dem Zusammenbau die Zapfen auf der Getriebeseite ein wenig einfetten und auch die Oberfläche des Kupplungsdrucklagers mit einem dünnen Fettfilm versehen. Aber Vorsicht!!! Das Fett darf nicht umherfliegen und sich auf derKupplungsscheibe breit machen.
Der schwarze Schlauch ist die Schmierfettzuführung für das Drucklager. Oftmals ist das dünne Kupferrohr (ist nicht zu sehen) am Ende des Schaluches gebrochen. Es läßt sich aber leicht neu ansetzen. Man muß es nur wieder durch die Klemmutter schieben und ein wenig aufbördeln. Man kann es aber auch weglassen, sollte aber dann einen Schmiernippel an der Stelle einbauen, um zu verhindern, das das Fett aus dem Drucklager entweicht.
Auf der Motorseite hat man jetzt letztmalig Gelegenheit, sich Starterkranz und Anlasser anzusehen und gegebenfalls ein wenig einzuetten.

5. Zusammenbau
Um alles wieder zusammen zu bauen, habe ich folgende Hilfsmittel verwendet:
– 3 Holzklötze ca 2,3 bis 2,4 cm lang zum Abstand kontrollieren (siehe nächstes Bild)
– 2-4 Holzkeile um den richtigen Winkel zu finden
– einen kleinen Ratschenspanngurt um den Motor an das Getriebe zu drücken

primitiv aber kaum zu ersetzen

Abstandshalter

Als erstes den Motor auf dem Bock mittels Hubwagen an das Getriebe fahren. Dabei auf die richtige Höhe achten. Behutsam die Stehbolzen in die Kupplungsglocke einführen. Sollte der Motor seitlich schräg stehen, mit den Holzkeilen ausrichten. Den Motor bis zum Anschlag weiter einschieben. Ungefähr 2,5…3,0 cm Spalt  zwischen Motor und Getriebe bleiben- und nichts geht mehr… Jetzt einen Gang einlegen und die Zapfwellen auf „Motorgebunden“ schalten. Nun brauchen wir die Holzklötze. Sie müssen jetzt überall zwischen Motor und Getriebe passen. Den Spanngurt ansetzen, so das er den Motor auf das Getriebe drückt. Passen die Holzklötze an einer Stelle nicht, ist Motor schief und dann stehen sich die Zapfen und Hohlwellen nicht gegenüber!!! Wenn man alles ausgerichtet hat mit eien großen Schlitzschraubendreher durch das Anlasserloch am Starterkranz den Motor langsam drehen. Mit der anderen Hand die Zapfwelle bewegen. Jetzt sollte sich der Motor bis zum Ende an das Getriebe bringen lassen – fertig.
Wenn man den Motor anschraubt, Unterlegscheibe und Federring nicht vergessen, sonst wird sich der Motor später wieder vom Getriebe lösen…

6. Kontrolle
Bevor man beginnt alles wieder anzuschrauben, sollte man den Kupplungsautomat kontrollieren. Dazu ein Hinterrad soweit aufbocken, das es sich drehen lässt. Wenn kein Gang eingelegt ist, muss sich das Rad drehen lassen (ruhig mit Kraft probieren). Ist ein Gang eingelegt, darf sich das Rad nicht drehen lassen. Wenn doch: ist der Vorwärts/ Rückwärts Umschalter nicht im Leerlauf??? Wenn ja in eine Position bringen. Ist die Lamellenkupplung am Lenkradsockel auf „Fahrt“ oder „Stand“?- Sie muß auf „Fahrt“ stehen. Lässt sich das Rad immer noch drehen, ist der Kupplungsautomat falsch eingestellt- dann heißt es „Motor wieder raus und noch einmal bitte!“.
An sonsten kann man damit beginnen, den ganzen anderen „Quatsch“ wieder anzuschrauben. Hier noch ein Tipp: Hat man vergessen, den Betätigungshebel an der Kupplungsglocke auf die Welle zu schieben, reicht es aus, den Hydrauliköltank und den Schmiernippel der Kupplungsausrückwelle abzuschrauben (die Schläuche können dranbleiben!!)- der gewonnene Platz sollte ausreichen um den Hebel einzubauen….

Öl für die Seele

Das alte Maschinen eine Seele haben, ist wohl so ziemlich unumstritten. Sie kennen ihren Herrn und merken, wenn es jemand gut mit ihnen meint. Als wir unseren RS09 kauften, wußten wir, das noch ein paar Handgriffe dran zu machen sind…
Vor ein paar Wochen sind wir in den Wald gefahren- mein Schwager, ich und unser Molli.
Wie immer startete der Motor wiederwillig mit dem linken Zylinder, während der Rechte seinen Unmut mit „Rauchsignalen“ äußerte. Dann liefen beide. Knirschend nahm das Getriebe die Schaltbefehle entgegen.
Die Ladefläche und 2 Hänger voll Brennholz kamen zu Hause an- ohne Probleme. Die Maschine stampfte,  wie vor 50 Jahren schleppten die 18 Pferde die Last. Aber das Geknirsche beim Schalten störte mich, und auch der rechte Zylinder. Zugegeben, ich hasse es, wenn alte Maschinen verheizt werden, denn wenn etwas so lange funktioniert, hat sich auch eine Maschine ein wenig Respekt und Achtung verdient.
Also Motor runter und nachgeschaut…
Bei näherer Betrachtung ist es ein Wunder, das die Maschine noch lief.


Hier eine Auflistung:

  • verklemmter Kupplungsautomat
  • schief und exentrisch eingelaufene Ausrückgabel/ Drucklager
  • stark verschlissene Zahnung auf der Mitnehmerscheibe
  • Luftleitblech am rechten Zylinder fehlt
  • rechter Kolben hat einen Span gezogen
  • 3 Kolbenringe fest
  • Kraftbrücke am Achstrichter nur noch mit einer Schraube befestigt
  • Ölleckage am Rücklaufrohr
  • angerissene Kupplungsglocke

Der Vorbesitzer hatte versucht einen Starter mit 11 Zähnen einzubauen- anstelle des Originalen, der nur 9 besitzt…. Das hat die Kupplungsglocke übel genommen. Zum Glück gibt es Leute, die zu humanen Preisen Aluminium schweißen.
Wirklich Kopfzerbrechen hat mir die Kraftbrücke gemacht. Während die linke Seite völlig intakt ist, war die rechte eine Katastrophe. Von 7 Bolzen trugen gerade mal drei. Ein Bolzen fehlte völlig und bei allen anderen gab es Probleme mit dem Gewinde.

Metallkleber als Füllmittel

Hellblau- Achstrichter, dunkelblau- Bolzen, rot- Metallkleber

Zwei der Stehbolzen waren noch vorhanden, bei einem war jedoch das Gewinde runter. Ich habe mir Metall- klebepaste besorgt und dann per Hand die Gewinde in den Löchern bis zum Anschlag geschnitten. Dann gabs reichlich Kleber aufs Gewinde und rein mit den Bolzen. Den fehlenden Bolzen habe ich gegen einen neuen ersetzt. Vorn, wo die Löcher ausgerissen sind, soll der Kleber ein Kanten und Hebeln verhindern. Die Kraftbrücke ist wichtig, sie verhindert, das sämtliche Zugkräfte über das Gehäuse des Endvorgeleges übertragen werden.

Was den rechten Kolben/ Zylinder angeht, so klingt das schlimmer als es ist. Ringe lösen und abnehmen- Grad wegschleifen und Ringe wieder montieren. Meistens gehen dabei jedoch die Ringe drauf… Ich brauchte auch 2 neue, die ich von einem Nachbarn geschenkt bekam. (Glück!!!) Wichtig ist nun, die Ursache zu beheben- ein fehlendes, kleines Stück Blech, das dafür sorgt, das der Zylinder gleichmäßig umströmt und gekühlt wird. Wieder so ein Teil, wo Menschen mit viel Luft zwischen den Ohren sagen:“ Ditt Blech macht nüscht!“ Richtig, das Blech macht nichts- es muss nur da sein.
Was das Leck am Ölrücklaufrohr angeht, so ist hier eine neue Gummidichtung von Nöten. Die Blechmanschette, die diese Dichtung festhält war verbogen- so kann das nicht abdichten.Zum Abschluss hier noch ein paar Bilder….

Einige Stunden Arbeit habe ich schon investiert- und es werden nicht die Letzten sein. Da sind ja noch: eine Undichtheit in der Hydraulikanlage, die Drähte von der Lichtmaschine zum Regler, das defekte Öldruckmanometer und Kabel, die wieder in die Kotflügel zurückverlegt werden wollen.
Ich habe nicht vor, unsere Maschine auf „Hochglanz“ zu bringen- unser Molli wird zum Herbstfest nicht der hübscheste sein, aber garantiert der, der als erster anspringt…

Alt und laut, aber mit Seele: unser RS09

Eigentlich hat hier bei uns im Dorf (fast) jeder einen alten Traktor. Wer jetzt denkt, das wir hier in einem Museumsdorf leben, irrt sich gewaltig. Wie viele ihrer Besitzer sind diese Maschinen „in Rente“- keine schweren Arbeiten mehr, dafür Pflege und ein Dach über der Haube. Der Erste Lack ist schon lange runter.
Es gibt hier unter anderem ein „Dieselross“, 2 alte Belarus, 2 oder 3 MC Cormick, einen Deutz, 2 Massey Fergusson, einen ET 081, einen Eicher, einen T157, 2 GT124 und 2 RS09.
Einer der beiden RS09 ist seit kurzem bei uns zu Haus.

in der Scheune

unser 09ner

RS09 steht übrigens für „Radschlepper“ und 09 für 9te Baureihe. Wie viele alte Maschinen hat auch er einen Spitznamen: Molli

RS01RS02RS03RS04RS08RS09
"Pionier""Brockenhexe""Aktivist""Maulwurf""Molli"
4 Zylinder
5,022l Hub
2 Zylinder
2,2l Hub
2 Zylinder
3,5l Hub
2 Zylinder
3,012l Hub
2 Zylinder
0,63l Hub
2 Zylinder
1,145l Hub
Wasserkühlung
Pumpe
Wasserkühlung
Pumpe
Wasserkühlung
Pumpe
Wasserkühlung
Pumpe
Wasserkühlung
Schwerkraft
Luftkühlung
Gebläse
DieselDieselDieselDieselBenzin
Gemisch
Diesel
42PS22PS30PS30PS15PS18PS

 

Hier mal eine kleine Tabelle von Traktoren die in der DDR hergestellt wurden. Sie ist natürlich nicht vollständig. Es gab da ja noch einige mehr: den Famulus oder den ZT 300 nicht zu vergessen. Von Exoten wie den Pomßenschlepper mal ganz abgesehen.
Aber ich will beim RS09 bleiben. Der 2 Zylinder Motor ist ein in Lizenz hergestellter Warchalowski-Diesel. Er zeichnet sich durch lange Standzeiten aus und wurde noch in anderen DDR Fahrzeugen verwendet.

2 Zylinder "Kraftpaket"

die Maschine dreht zwar, aber noch viel Arbeit- eine typische „Ölsardine“ übrigens hier NACH der ersten Grobreinigung…

Als Motoröl sollte hier 15W40 oder 10W40 verwendet werden. Nicht vergessen- die Keilriemenspannrolle ab und an mal mit ein wenig Fett zu „beglücken“. Wie für alle alten Diesel gilt  übrigens auch hier: Nicht schnell drehen lassen!!! Diese Motore sind langhuber und auf Elastizität und langlebigkeit konzipiert. Als sie entwickelt wurden hat man keinen Gedanken an Emissionswerte oder Partikel verschwendet.

MengeDDR BezeichnungErsatz
Lenkgetriebe0,72lGL60SAE 80W
Endvorgelege3,0lGL60SAE 80W
Getriebe16,6l bis Nr. 14718
9,0l ab Nr.14719
GL60SAE 80W
Hydraulikanlage8,2 lHLP46HLP46

 

Die beiden Fotos zeigen die Ölkontrollschrauben vom Endvorgelege und vom Schaltgetriebe.

Endvorgelege

der Pfeil markiert die ALARMSCHRAUBE!!!

Hier gut zu sehen: oben- die Einfüllschraube (die Große), dann kommen die maximal, die minimal (die mit dem Pfeil) und die Ablasschraube. Sollte man übrigens kontrollieren- die Zahnräder sind relativ robust, aber die Lager nehmen Trockenlauf unter Last meist sehr übel. Niemals über MAX füllen!!! Bei unserem Traktor war die Alu- Dichtscheibe schadhaft, ich habe mal schnell eine neue gefeilt- etwas unförmig, aber dicht.

So viel muss unbedingt drin sein....

neben dem Typenschild- die Ölkontrollschraube

Hier markiert der Pfeil die Kontrollschraube für’s Schaltgetriebe. Wenn hier kein Öl mehr ist, geht’s an’s Eingemachte…
Viele der jüngeren (oder westdeutschen) Fan’s des RS09 fragen sich, wozu die ganzen Hebel neben rechts und links neben dem Lenkrad sind und warum es beim runterschalten immer im Getriebe knirscht….
Der Molli hat ein unsynchronisiertes Getriebe, will man runterschalten, sind folgende Schritte erfordelich. MAN MUSS DAS ÜBEN, um es zu beherrschen!!!!

Wir wollen vom 4. in den 3. Gang schalten…
1. Kupplung treten und den 4. raus (Leerlauf)
2. Kupplung loslassen (einkuppeln) und den Motor in den oberen Drehzahlbereich bringen (Gas geben- „Zwischengas“)
3. Kupplung treten und den 3. Gang einlegen
4. Kupplung loslassen (einkuppeln)

 

 

Wenn man das nicht beachtet, ist früher oder später das Getriebe hin. Unser 09ner hat zwischen dem 2. und dem 3. Gang eine Sperre im Getriebe- ich gehe daher davon aus, das die Konstrukteure ein Schalten vom 2.  in den 3. Gang nicht vorgesehen haben.

die Steuerzentrale

Hydraulik, Handgas , Zapfwellen….

Wir beginnen mal rechts neben dem Lenkrad. Die beiden kurzen Hebel steuern die vordere und hintere Zapfwelle- die beiden  langen Hebel haben ebenfalls mit der Zapfwellensteuerung zu tun.
Links außen Läßt sich die Hydraulikpumpe an- oder abschalten. Der lange Hebel in der Mitte steuert den Arbeitszylinder (Ackerschiene), der am Lenkrad ist der Handgashebel. Mit ihm kann man auch das Standgas einstellen.

Wenn man Zapfwelle(n) oder die Hydraulik nicht braucht, ist es sinnvolll diese abzuschalten- schon um den Verschleiß zu minimieren. Aus diesem Grund ist die Hydraulikpumpe mechanisch abschaltbar.
Die beiden Schalthebel: einer ist für Vor und Zurück,der andere ist für Gruppen und Gänge. Das geht so: ganz rechts nach vorn schaltet die 2. (schnelle) Gruppe, nach hinten die erste. Haben wir die Gruppe gewählt führen wir den Hebel über die Sperre zu den Gängen. Dabei liegt der 1. links vorn, der 2.links hinten. 3 und 4 befinden sich in der Mitte zwischen 1+2 und der Gruppenschaltung. Zwischen 1+2 und 3+4 befindet sich bei unserem auch noch eine Sperre. Ich habe aber schon auf einem gesessen, der diese 2te Sperre nicht hatte.
Egal ob Zapfwelle, Hydraulikpumpe, Gruppe oder Gang: Kupplung treten!!!!!

Licht, Hupe, vorglühen, anlassen

das „Cockpit“

Hier das Cockpit- auf der Oberseite Motortemperatur und (Motor-) Öldruckmanometer. daneben der Blinklichtschalter. Auf der Senkrechten befinden sich: Bosch- Schloss (Licht), Glühkontrolle, Hupe, Ladekontrolle und Glühanlassschalter mit Nachglühstellung.
Der RS09 war früher seiner Zeit voraus- er war DIE Universalmaschine in der Landwirtschaft. (Fast) Jede LPG oder größere Gärtnerei hatte wenigstens einen. In meinem Lehrbetrieb gab es einen, der als Pflanzenschutzgerät ausgerüstet war, in einer Gärtnerei in Langerwisch hatte man ihn zum Schnittabfälle aufladen, in jedem Rinder- oder Schweinestall zum Entmisten….