Das Leben in einer psychosomatischen Jugendklinik – Eine Beobachtung

Teil 1

Ankunft

Zwei Wochen sind bereits vergangen seit dem ich hier bin, doch erinnere ich mich noch genau an die ersten Tage: wie neu, anders und absurd hier alles war- und immer noch ist.

Als ich hier ankam hieß es erstmal Sachen auspacken und „zusammen“ durchgucken – was daraus bestand, meinen Koffer durchgewühlt zu bekommen sowie hier und da der Anmerkung „das muss ich dir gleich abnehmen“ oder „ das schließen wir weg“. Meine persönlichsten Gegenstände und Dinge des Alltags – nicht mehr unter meiner Kontrolle.

Meine digitalen Geräte, welche meine einzige Kontaktmöglichkeit zu Freunden darstellen – entnommen, mein Geld inklusive aller Karten und Dokumente – entnommen … sogar mein Feuerzeug kam mit in die Box mit der beiläufigen Erwähnung dass ich das wahrscheinlich nicht mehr Wiedersehen werde, wegen den Vorschriften oder sonst was. Doch dabei bleibt es noch lange nicht: Deo, Cremes in Glasbehälter, Rasierer und Föhn direkt eingesperrt im Badschrank , der jeweils für 20 Minuten am Morgen und am Abend geöffnet wird. Selbst die eins, zwei Schokoriegel welche irgendwo in meinem Rucksack gelandet sind: eingesperrt – irgendwie absurd oder? Alles was irgendwie einen Menschen bzw. eher eine Person auszeichnet „entnommen“. Eine Mischung aus entmenschlicht und objektiviziert = „entpersonifiziert“ würde ich meine Gefühlslage danach beschreiben.

Klar mit einigen Maßnahmen habe ich gerechnet, aber diese Absurditäten haben mir hier an diesem Ort noch den letzten Rest der Realität genommen. Und genau dieses Gefühl würde sich in den nächsten Stunden und Tagen wenigstens bestätigen, wenn nicht sogar verstärken – nur wusste ich es zu diesem Zeitpunkt noch nicht, sondern hatte es nur schon geahnt.

Nachdem ich unsere „Schlafstation“, welche sich in einem ganz anderen Haus befand und nur zum Schlafen (Abends um 21Uhr) betreten werden darf , mit der Aufsicht verlassen hatte ging es auf die „Tagesstation“ – Erkenntnis: Mein Rückzugsort unter Fremden ebenso „entnommen“ . Im Gruppenraum, welcher mit der einzige Aufenthaltsort der 6 Patienten inklusive mir ist, traf ich auf meine Mitstreiter. Diese sind jedoch alle mit den verschiedensten Diagnosen und Symptomen zusammengeworfen worden – Ähnlich wie eine Gummibärenmischung: Alles wild zusammengeworfen, geschmacklich nicht kompatibel – Einzige Gemeinsamkeit: alles Gummibärchen und keiner mag sie.

Logisch dass ich vor allem die ersten Tage mit Kopfschmerzen zu kämpfen hatte.

 

Dieser Beitrag ist von Phönixe

2 Gedanken zu „Das Leben in einer psychosomatischen Jugendklinik – Eine Beobachtung

  1. Du lieber Himmel, das ist ja alles ziemlich ätzend! Wie lange sollst du denn da ausharren? Vermutlich hast du diesen Beitrag über Wolf „rausgeschmuggelt“?? Ich wünsch dir alles Gute, Geduld und dass sich alles zum Guten wendet!

    • Phoenixe schreibt:
      Habe zum Glück einen Entlassungstermin bekommen: 28.05. passend zu den Feiertagen- momentan überlebe ich es irgendwie, aber eine Fortsetzung folgt….

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