Tokaj, Lillafüred und Eger

Schon vor 2 Jahren haben wir laut darüber nachgedacht mal nach Tokaj zu fahren. Vom Balaton aus sind das jedoch über 400 Kilometer. Also haben wir uns entschieden, irgendwo Quartier zu suchen und dort zu übernachten. In Tokaj waren wir jedoch enttäuscht.- Die Innenstadt ist nicht wirklich erwähnenswert und man hat das Gefühl als wäre die ganze Stadt im Niedergang. Viele geschlossene Läden, die Kirche war nicht zu besichtigen. Die Rakokoczi Pince war auch nicht ausgeschildert und schien sich zu verstecken. So begannen wir, unserem Bauchgefühl folgend, durch die Stadt zu schlendern. Ein große Kirche war im Stadtzentrum zu sehen. Leider war sie nur durch ein Eisengitter hindurch zu besichtigen…. Auch gab es keinerlei Hinweise auf ihren Namen. Eigentlich traurig, denn sie muß sich nicht verstecken.

Wir sind dann weiter und haben dann noch das Weinmuseum gefunden. Inmitten des Zentrums steht auch die Statue für den heiligen Szent Istvan, zu deutsch Sankt Stephan.

Das Weinmuseum ist in einem ehemaligem Weinhändlerhaus aus dem 17. Jahrhundert untergebracht- Hirnholzfußboden und Stufen aus Eichenbohlen künden vom Reichtum vergangener Tage. Wer etwas originelles oder authentisches sucht, ist hier jedoch auch schlecht beraten. Mehr oder weniger gelangweilt schlenderten wir am Rand des Zentrums eine kleine Bergstraße hinauf. Außer Anwohner und deren Häuser erwarteten wir nichts… Ein paar Meter weiter saß ein Ungar mit weißen Haaren im Eingang eines Weinkellers- er forderte uns auf ihn in sein Reich zu begleiten.

Die Sprachbarriere war schnell überwunden und nach dem wir probiert hatten entschieden wir und für einen „Muskatel“ und einen „Szamorodni“. Letzteren für Freunde von uns, die sich für so süßen Wein begeistern. Wer in Tokai ist: unbedingt in die Baratpince gehen!!! Absolut echt und authentisch. Wir haben übrigens zu Haus den Kopfaua- Test gemacht- nix da- sauber.
Da uns der Rest der Stadt langweilte, sind wir dann in Richtung Eger aufgebrochen, ein Bauchgefühl führte uns nach Lillafüred. Unterwegs gab es dann noch ein paar sehenswerte „Kleinigkeiten“ am Straßenrand, die ich hier noch kurz zeigen möchte. All diese ungewöhnlichen „Wegverzierungen“ waren in- oder um eine Stadt namens Szerencs zu finden. Aus Zeitmangel hielten wir uns jedoch nicht länger dort auf.

Weiter ging es nach Lillafüred, wo wir Abends ankamen. Von der langen Fahrt ziemlich ermüdet, bekamen wir in der „Ozon Panzio“ (Ozon Pension) ein kleines Zimmer. Es war eigentlich für 4 Personen, aber da es das Letzte war, bekamen wir es für rund 40€- inklusive Frühstücksbuffet. Lillafüred ist hübsch und es lohnt sich dorthin zu fahren. Man kann dort klettern, wandern, Schmalspurbahn fahren und es gibt 2 Höhlen zu besichtigen. Für einen Tagesausflug mehr als genug. Wir wollten dort lediglich übernachten, waren dann aber doch noch in der „Szent Istvan Barlang“ (Barlang= Höhle). Mit Blitz zu fotografieren ist dort verboten, die Bilder sind deshalb nicht die Besten, aber sehenswert.

Nach der Höhle ging es dann weiter nach Eger. Aber Vorsicht- die Straße im Gebirge erinnert stark an den Rensteig. Die meisten Ungarn haben keine Ahnung wie man in den Bergen fährt: sie stehen auf der Bremse und rollen mit 20 ….max.30 km/h nach unten. Motorbremsung unbekannt. Viel gefährlicher sind allerdings die Motorradfahrer- sie fahren oft an der Mittellinie und neigen sich dann in die Gegenfahrbahn… Obwohl ich weit rechts fuhr haben 2 einen Schreck bekommen. Das ist hier nicht schulmeisternd gemeint- sondern als Warnung, dieser Fahrstil war extrem auffällig.
In Eger angekommen, waren wir trotz der 40 Grad Celsius und knallender Sonne begeistert. Ganz plötzlich standen wir vor dem Minarett, welches man ja besichtigen kann.

Der Ausblick von dort oben lohnt sich. Das Minarett hat eine Höhe von 40 Metern, die Plattform ist in 26 Metern Höhe, 97 Stufen führen nach oben. Das macht eine Stufenhöhe von fast 27 Zentimetern…. Kurzum, ich hatte die Warnungen meiner Frau ignoriert und bin da rauf…. Runter ist schlimmer… WARNUNG- wenn man die 40 überschritten hat und nicht 100% fit ist- NICHT machen. Es gibt dort aus Platzgründen KEIN Geländer. Wer es sich zutraut- genialer Blick… (ich würde es wieder tun…)
Ein paar Meter weiter waren wir vor der Basilika- wir wußten bis dahin noch nicht, das es eine Stadt unter der Stadt gibt, deren  „Straßen“ mal 147 km Länge hatten. Wir hatten Glück- die Führung begann sofort, nachdem wir bezahlt hatten.

ein Labyrinth

unendliche Weiten

Wir waren beeindruckt!!! Als Die Türken abzogen, wurde Baumaterial für die Paläste und Kirchen benötigt- Eger steht auf Tuffstein. Später wurden die Tunnel als Lager für den Kirchenzehnt genutzt, der hier meist in Wein entrichtet wurde. Mit dem Wein nach Tokajer Art zog der spezielle Edelschimmel der Weinbauern ein, der die Feuchtigkeit regulierte und somit die Zersetzung des Tuffsteins verhinderte. Durch den Kirchenzehnt war die Kirche der größte Weinhändler der Region- und machte damit den Tokajer Süßwein Weltbekannt.
Zu Zeiten des Sozialismus wurden die Weinkeller enteignet und nicht mehr genutzt. Alles wurde ausgeräumt, so das der Pilz, der das Wasser regelte keinen Nährboden mehr hatte. So kam es, das die gesamte Altstadt von Eger Einsturzgebiet wurde. Die Erhaltungswürdigen Gänge wurden mit Beton ausgekleidet- bis auf ein kleines Teilstück- hier regelt ein Kastanienbaum den Wasserstand. Man kann sich dann auch vorstellen, das die Lagerverwalter mit Kutschen durch die Keller gefahren sind.

Wenn man schon vor der Basilika steht, sollte man sich das ansehen. Der Eingang ist direkt unterhalb der Basilika. Die Führung ist in ungarisch- aber für alle anderen Sprachen gibt es Informationsblätter mit Texten zu den jeweiligen Haltepunkten.
Dann sind wir in die Basilika…

Ehrfurchteinflößend

Monumental!!!

Hier noch ein paar Fotos- die Basilika wird sicherlich von der Kathedrale in Pecs „in den Schatten gestellt“- sehenswert ist Sie allemal.

Wenn man Wikipedia glauben darf, ist die Basilika vom Aufbau her „altchristlich“- und demnach müsste das „durch’s Gitter geknipste“ Bild das „Senatorium“ sein. Ehrfurchteinflößend ist sie allemal- die hohen Decken mit kunstvollen Bemalungen, der Lichteinfall…
Ein anderes großes Gebäude machte uns ebenfalls neugierig: Das Esterhazy Karoly College. Von außen wie ein Schloß wirkend, stellt man innen schnell fest, das man sich in einer funktionierenden Bildungseinrichtung befindet- allerdings mit Stil. Hier einfach ein paar Bilder…

Ein weiteres interessantes Bauwerk ist die 1773 geweihte, spätbarocke Minoritenkirche. Gemessen an dem in der Nähe Berlins entstehenden Flughafen, ist diese Kirche in „nur“ 9 Jahren gebaut worden- weitere 6 Jahre vergingen für den Innenausbau… -und alles in Handarbeit.
Die Kirche des heiligen Antonius ist sehenswert- auch hier erstarrten wir für einen Moment in Ehrfurcht vor ihrer Schönheit. Die Deckenmalereien sind sehr aufwendig.

Natürlich haben wir es nicht geschafft, uns alles in Eger anzusehen, so das wir laut darüber nachdenken nochmal eine Tour dorthin zu unternehmen. Was es in Eger sonst noch gibt??? Da wären unter anderem: die Ruinen des türkischen Bades, die Burg, die griechisch orthodoxe Kirche von Serbien, die szent Anna Kirche, die Szent Bernard Kirche, das Liceum mit dem „magischen Turm“, das Marzipanmuseum, das Fazola Tor…
Eger ist wirklich eine Reise wert- zumal man dort auch guten Wein bekommt. WIR KOMMEN WIEDER !!!! -achso- und in Lillafüred will ich auch mal in dem Bergsee schwimmen…