Vor ein paar Wochen drĂŒckte mir mein Nachbar eine Kuckucksuhr in die Hand. Eine von den guten aus dem VEB Uhrenwerk Gernrode. Sie war aus irgendeinem Grund von der Wand gefallen. Ich hatte vorher noch nie mit Kuckucksuhren beschĂ€ftigt und mir daher auch noch keine Gedanken ĂŒber die Tonerzeugung oder die sogenannten schwarzwĂ€lder Uhrwerke gemacht. Aus heutiger Sicht fĂŒr mich: Plunder. RĂ€der und Platinen sind aus gutem Material, aber die PendelfĂŒhrung und die GestĂ€nge zu den Pfeifen sind schlimmstes Weicheisen. Die PendelfĂŒhrung ist zudem noch abgetreppt, dadurch entsteht eine noch gröĂere InstabilitĂ€t. Die Hakenhemmung ist laut und nicht einstellbar, das Pendelgewicht nur ĂŒber eine Klemme fixiert. Sie hat lediglich ein Tagwerk, ich denke maximale Gangdauer 30 Stunden. Mit den selben Ketten lĂ€uft meine Mauthe ĂŒbrigens eine Woche…
Anstelle einer Stahlfeder fĂŒr das Pendel wurde auch hier einfacher Eisendraht verwendet. Als wirklich gelungen muĂ man die Holzimitation ansehen, Das gesamte Frontschild ist aus geschĂ€umten Kunststoff und sieht tĂ€uschend echt aus. Die beiden, an den Enden Verbogenen DrĂ€hte im oberen Bild, sind die BetĂ€tigungshebel fĂŒr die Pfeifen. Ich muĂte die Augen aufbiegen, um das GehĂ€use abnehmen zu können. Es sind im ĂŒbrigen wirklich 4 kleine NĂ€gel, die, in den Kunststoff geschlagen, das Werk am Frontschild halten.
Der groĂe Hebel am Uhrwerk im 2ten Bild ist ĂŒbrigens der AusrĂŒcker fĂŒr das Vögelchen.
Auch die Bleche des Schlagwerkes hatten den Flug von der Wand nicht schadlos ĂŒberstanden, das Schlagwerk war in sich verkeilt. Alles in allem keine groĂe Sache. Nach der Reinigung und Schmierung des Werks hatte ich alles gerade gebogen und siehe da- sie lief. Hauptproblem war nun die Befestigung des groĂen Zeigers, denn die originale Mutter, die ihn arretiert, ist irgendwie abhanden gekommen.
Schön, das sie wieder geht, aber eine Uhr ohne Zeiger??? Irgendwie sinnlos. Da ich keinen groĂen Fundus an so kleinen Muttern besitze und nicht probeweise defekte Uhren kaufen wollte war guter Rat teuer…
Irgendwann hatte ich ein altes Diskettenlaufwerk in der Hand (davon besitze ich noch einige) und sah die kleinen Bohrungen, in die man Gewinde geschnitten hatte…. „MuĂ nur noch passen!“ dachte ich und schnitt eine der Gewindebohrungen aus dem Blech…
Hier das Ergebnis… Zugegeben eine Mutter aus Messing mit Zahnrand ist sicher hĂŒbscher, aber es sollte ja nichts Kosten…
Die alten Uhrwerke vom VEB Uhrenwerk Gernrode sind sicher nicht unbedingt die leisesten und genauesten, aber mit ein bischen gutem Willen…
Hoffen wir, das der Kuckuck nicht wieder Flugversuche macht…