In diesem Beitrag wird es keine Bilder geben, dafĂŒr aber Links. Es ist fĂŒr mich einfach irre 200…300 Euro fĂŒr eine Lizenz auszugeben um hier ein zwei authentische Bilder zu haben.
Vor 100 Jahren transportierte Josephine Baker einen Tanz nach Europa. Getan hat sie dies nur um der Apartheid zu entgehen- da sie in Amerika keine Chance auf ein freies Leben gehabt hĂ€tte. Ăber einen Förderer bekam sie Auftritte in Berlin und Paris. Was beide nicht wussten: damit schufen sie die erste Jugendkultur in Europa. Wir reden ĂŒber den CHARLESTON. Weit mehr als ein Tanz!
der Ursprung
Der Name Charleston kommt von der gleichnamigen Hafenstadt in Amerika, weil er sich von dort aus als weiĂer Gesellschaftstanz etablierte. Seine UrsprĂŒnge liegen in einer Mischung aus Juba – Dance, einem Tanz versklavter afrikanischer Plantagenarbeiter und EuropĂ€ischen TĂ€nzen wie etwa dem CongĂ© und dem Branle, aus denen auch einige Bewegungen entliehen sind.
das Besondere
Charleston ist ein sehr schneller Tanz der viel Lebensfreude vermittelt. Er ist in vielen Dingen frei gestaltbar, so gibt es zwar eine GrundsĂ€tzliche Schritt- und Bewegungsfolge, die aber nie 100% bindend ist. Lustige Einlagen gehören immer dazu. Bekanntestes Beispiel Knocky Knees oder auch der Scarecrow– der es bis in den HipHop geschafft hat. ErwĂ€hnt sein hier auch noch Windmill, Bubbles und Side to Side oder Doubles. Wie frech und SelbstbewuĂt dieser Tanz dann wirkt sieht man hier. NatĂŒrlich sind das lĂ€ngst nicht alle Figuren. Charleston wurde damals schon einzeln ,als hetero- oder homo- Paar getanzt. Die Frau wird nicht vom Mann dirigiert/ gefĂŒhrt, sie tanzt selbststĂ€ndig. Beide Partner mĂŒssen also wĂ€hrend des Tanzes kommunizieren oder eine eingeĂŒbte Choreographie haben.
Ein Tanz macht noch keine Jugendkultur
Zu Beginn des 20ten Jahrhunderts Ă€nderten sich fĂŒr Frauen viele Dinge zum positiven. ErwĂ€hnt sei hier unter anderem Johanna Kappes – die erste Studentin Deutschlands. Oder die Erfindung des BH’s von Christine Hardt in Dresden- der legere Kleidung ermöglichte ohne „unschicklich“ zu sein. Man darf nicht vergessen, das damals noch ganz andere und heute unsinnig wirkende Moralvorstellungen in der Gesellschaft verankert waren. Seit 1918 hatten sie Wahlrecht und als im Februar 1919 Marie Juchasz als erste Abgeordnete im deutschen Parlament sprach, war das ein Befreiungsschlag, den niemand ĂŒbersehen konnte.
Mit den neuen Rechten stĂŒrmte die Jugend voran. Geboren war ein neuer Stil sich anzuziehen, zu frisieren, sich zu geben. Die „Flapper“ waren die Trendsetter, ihr Tanz war der Charleston. Geboren war die erste Jugendkultur- auf Frauen gestĂŒtzt, die sagten „Das kann ich auch!“ Im Deutschland vor der Anglifizierung nannte man sie ĂŒbrigens plump „Neue Frauen“.
unvergessene Accessoires
Bob- Haarschnitt mit Cloche- (Glocken-) Hut oder Feder mit Stirnband, oder mit Wasserwelle, eng anliegend, oder kurz und mit Pomade angeklebt wie Josephine Baker. Die Zigarettenspitze. Nicht zu vergessen die wunderschönen Kleider, mit Fransen oder Glitzer in wirklich schönen Farben. Und die dazu passende, fröhliche Musik.
Fazit
Der Charleston war Teil einer Jugendkultur in einer Aufbruchzeit. Forschung und Technik entwickelten sich immer weiter und die ersten FrĂŒchte der Liberalisierung und „Gleichberechtigung“ der Frau waren greifbar. ErwĂ€hnt sei hier nur Liselotte Meitner.
Die erste Jugendkultur wird auch 100 Jahre nach ihrer Entstehung gepflegt und bewundert. Die wilden 20er waren eine wirklich verrĂŒckte Zeit, auch mit dem relativ abrupten Ende durch die schwere Wirtschaftskriese 1929. FĂŒr mich ist das Rock ’n Roll Zeitalter dagegen langweilig.
Als ich 14 oder 15 war, habe ich ein Bild meiner GroĂmutter gesehen: Bob Schnitt, Glockenhut, Fransenkleid… Sie sah umwerfend aus. Leider ist das Foto verschollen. Gern hĂ€tte ich es hier gezeigt.
am Rande
NatĂŒrlich konnte das LebensgefĂŒhl der wilden 20er nicht von den armen Menschen gelebt werden, (Jugend-)Kultur kostet immer Geld und essen war schon immer wichtiger als tanzen. Aber, wenn es die Kultur einiger weniger gewesen wĂ€re, dann hĂ€tten wir sie heute schon lĂ€ngst vergessen.
Wer mehr sehen will, der kann gern mal bei Youtube den Kanal MyCharlestondance durchforsten.
Musik findet man hier.
heute
Der Charleston wird immer noch gepflegt- meist von Profi- TĂ€nzern oder Menschen die im Tanz ein Hobby gefunden haben. Ăbrigens- nach dem Charleston gab es Lindy- Hop und Balboa. Keiner von beiden ist aber so freizĂŒgig und ausgeflippt wie der Charleston.
danke fĂŒr’s nur lesen.